FBS verabschiedet ihre berufsvorbereitenden Jahrgänge

Augen­bli­cke der Erinnerung

Ein letz­ter Schul­tag mit Zeug­nis­über­ga­be – das ist die Chif­fre lie­be­vol­len Hän­de­schüt­telns, herz­li­cher Umar­mun­gen und vie­ler Sel­fies. Was tun, wenn in Zei­ten von Coro­na all die­se ver­trau­ten Ges­ten nicht mög­lich sind? Wenn die Gesich­ter hin­ter Mas­ken ver­schwin­den und alle weit von­ein­an­der ent­fernt sitzen?

Das Orga­ni­sa­ti­ons­team um Anna Katha­ri­na Schell ver­stand es, trotz die­ser Vor­ga­ben eine ver­trau­te Atmo­sphä­re in das Medi­en­zen­trum der Fer­di­nand-Braun-Schu­le zu zau­bern. Zunächst wur­de ein Son­nen­auf­gang in den Raum pro­ji­ziert.  Ein­zel­ne Text­pas­sa­gen  von Neu­be­ginn und Zuver­sicht flos­sen in das Bild hin­ein. Ergän­zend dazu erklang am Flü­gel der Song „Tomor­row“, inter­pre­tiert von Anna Drobinski.

Nach die­sem berĂĽh­ren­den Ein­stieg begrüß­te Frau Schell alle Schü­le­rin­nen und Schü­ler der BVJ-Klas­sen sowie deren Beglei­tun­gen. Eben­so will­kom­men gehei­ßen wur­den die stell­ver­tre­ten­de Schul­lei­te­rin Frau Vog­ler, Herr Rem­mert als Abtei­lungs­lei­ter, das anwe­sen­de Kol­le­gi­um der Fer­di­nand-Braun-Schu­le und die Mit­ar­bei­te­rin­nen des Sekre­ta­ri­ats. Sogleich nach der Begrü­ßung hieĂź es im Saal, jetzt ein­mal beson­ders gut lau­schen. Denn in die Stil­le erklan­gen Ton­band­auf­nah­men der Schü­ler, gespro­chen in ihren unter­schied­li­chen Her­kunfts­spra­chen. Acht ver­schie­de­ne Sät­ze, jedoch alle das Glei­che bedeu­tend: „Herz­lich will­kom­men zu unse­rer Ver­ab­schie­dung!“ Frau Schell berich­te­te, dass wäh­rend des ver­gan­ge­nen Jah­res alle BVJ- Schü­le­rin­nen und ‑schü­ler ange­hal­ten wur­den, sich nicht in ihrer Hei­mat­spra­che, son­dern ledig­lich auf Deutsch zu unterhalten. 

„Im Gegen­satz dazu wol­len wir heu­te die Ein­zig­ar­tig­keit unse­rer Schü­le­rin­nen und Schü­ler her­aus­stel­len. Solch eine Viel­falt an Men­schen, jeder unter­schied­lich und unver­gleich­bar“, resü­mier­te die Orga­ni­sa­to­rin. Sie ver­wies auf die RĂĽck­sei­te des Pro­gram­mes: „Hier sind Fotos der Abgän­ger zu sehen. Der Fokus liegt auf den Augen. Aus gege­be­nen Anlass sind die Gesich­ter mit Mas­ken bedeckt und somit las­sen sich Cha­rak­ter­zü­ge und GefĂĽh­le nur aus den Augen able­sen.“ Dies war auch der Grund, war­um die gesam­te Abschluss­ver­an­stal­tung mit dem Titel „Augen­bli­cke“ ver­se­hen wurde. 

Dar­auf­hin lieĂź die Red­ne­rin den beson­de­ren Augen­blick Revue pas­sie­ren, als im August 2019 sich etwa 30 jun­ge Men­schen in der Fer­di­nand- Braun-Schu­le ein­fan­den, um das berufs­vor­be­rei­ten­de Jahr zu begin­nen. Die Schu­le war groĂź, die vie­len Men­schen ver­wir­rend. Da schien zunächst nur eine Sache sta­bil zu sein, näm­lich der eige­ne Klas­sen­raum. Er wur­de fĂĽr die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zum RĂĽck­zugs- und Begeg­nungs­raum.  NatĂĽr­lich tausch­ten sich hier die jun­gen Men­schen gern auch ĂĽber die Lehr­kräf­te aus. 

Die­se Tat­sa­che ver­an­lass­te die Klas­sen­leh­re­rin Moni­ka Schwein­ber­ger zu dem Pro­jekt „Wenn Wän­de spre­chen könn­ten.“ Zur Ver­ab­schie­dung tru­gen eini­ge Schü­le­rin­nen und Schü­ler ihre Ergeb­nis­se vor:  Von der Freu­de am Fuß­ball­spiel im Sport­un­ter­richt ĂĽber die tol­len Exkur­sio­nen bis hin zur Dank­bar­keit gegen­über der gedul­di­gen Deutsch­lehr­kraft zeug­ten die klei­nen Anekdoten. 

Ein Gedicht brach­te die Anwe­sen­den beson­ders zum Schmun­zeln: „Eine Leh­re­rin ganz lieb und fein,

zog in unse­re Her­zen ein! Frau Schell, Frau Schwein­ber­ger zum Abschied wün­schen wir Ihnen sehr viel Glück. Und den­ken Sie bit­te an uns immer ger­ne zurück.“

Ange­lehnt an den The­men­kom­plex „Augen­bli­cke“ befass­te sich eine wei­te­re Grup­pe der BVJ-Klas­sen mit den Augen. Eini­ge Tex­te wur­den als Ton­auf­nah­men ein­ge­spielt.  Ramin beschrieb aus bio­lo­gi­scher Sicht den kom­pli­zier­ten Auf­bau eines Auges. Efrem und Nas­sar sahen etwas Gött­li­ches in der Tat­sa­che, gesun­de Augen zu haben. 

Und Jawid poe­ti­sier­te: „Wenn man nur in die Augen schaut, kann man die gan­ze Welt sehen“. 

Die­se wun­der­schö­ne For­mu­lie­rung nahm Frau Schell zum Anlass, abschlie­ßend einen Ver­gleich zu dem berühm­ten Zitat des Schrift­stel­lers Antoine de Saint Exupé­ry zu zie­hen: „Man sieht nur mit dem Her­zen gut. Das Wesent­li­che ist für die Augen unsichtbar.“

Dann war der Moment des Abschie­des gekom­men. Noch ein­mal äuĂźer­ten sich die Schü­le­rin­nen und Schü­ler des berufs­vor­be­rei­ten­den Jahr­gangs. Ihre sehr bewe­gen­den per­sön­li­chen Abschieds­er­fah­run­gen erzeug­ten im Publi­kum Gän­se­haut­ge­fĂĽhl. Es waren Moment­auf­nah­men aus Afgha­ni­stan, Syri­en, Bos­ni­en oder Eri­trea. Ein Schü­ler aber mach­te allen Hoff­nung: Auf Wie­der­se­hen sagen, ist nor­mal. So ist das Leben. 

So, wie es auch im Text des eng­lisch-schot­ti­schen Volks­lie­des heißt: „Nehmt Abschied, Brü­der, unge­wiss ist alle Wie­der­kehr“, wel­ches zu die­sem Moment live am Flü­gel gespielt wurde.

Im Anschluss an die viel­sei­ti­gen Wort- und Musik­bei­trä­ge fand die Zeug­nis­über­ga­be durch die Klas­sen­leh­re­rin­nen und ‑leh­rer Moni­ka Schwein­ber­ger, Anna Katha­ri­na Schell und Ulrich Gold­bach statt. Der Abtei­lungs­lei­ter, Herr Tho­mas Rem­mert, beglĂĽck­wĂĽnsch­te die Schü­le­rin­nen und Schü­ler zu ihrem Abschluss. Er bilan­zier­te: „Von den 21 Absol­ven­tin­nen und Absol­ven­ten des BVJs haben fĂĽnf den Qua­li­fi­zie­ren­den Haupt­schul­ab­schluss und elf den nor­ma­len Haupt­schul­ab­schluss geschafft. Nut­zen Sie die­se Chan­ce, ich wĂĽr­de mich freu­en, Sie im nächs­ten Schul­jahr als Aus­zu­bil­den­de an unse­rer Schu­le wie­der zu sehen!“

Zum Schluss dank­te Frau Schell den Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen des Vor­be­rei­tungs­teams fĂĽr die beson­de­re Zusam­men­ar­beit. Zu erwäh­nen sind dabei Gabrie­le Mans, Moni­ka Schwein­ber­ger und Ger­not Schloß­bau­er. Ein herz­li­ches Dan­ke­schön gebĂĽhr­te auch Anna Dro­bin­ski fĂĽr die musi­ka­li­sche Umrah­mung der Feier.

Dem Abtei­lungs­lei­ter Herrn Tho­mas Rem­mert dank­te Frau Schell für sein stets offe­nes Ohr und das Ver­ständ­nis für vie­le Son­der­wün­sche sowie der stell­ver­tre­ten­den Schul­lei­te­rin Frau Ulri­ke Vog­ler für die zuver­läs­si­ge Unter­stüt­zung. Den Sekre­tä­rin­nen galt ein gro­ßer Dank für ihre Engels­ge­duld, mit denen sie gera­de zu Beginn des Schul­jah­res den Sprach­bar­rie­ren der „BVJ-ler“ begegnen.

Aber auch den nun ehe­ma­li­gen Schü­le­rin­nen und Schü­lern dank­te Anna Katha­ri­na Schell fĂĽr die sehr per­sön­li­chen, rĂĽh­ren­den Texte.

Mit „Cra­zy litt­le thing cal­led love“, den ver­rĂĽck­ten klei­nen Din­gen, die man Lie­be nennt, wur­den alle  hin­aus in das Leben und in die Feri­en verabschiedet.