Mit QuABB Ausbildungsabbrüche vermeiden/Wegen Prüfungsangst: Unterstützung für Safwat Hussein

Hil­fe bei Pro­ble­men aller Art

FULDA. Uta Dörr, Nico­le Gies und Ele­na Zieg­ler vom Fach­dienst Kom­mu­na­ler Arbeits­markt des Land­krei­ses Ful­da arbei­ten für das Lan­des­pro­gramm „Qua­li­fi­zier­te Aus­bil­dungs­be­glei­tung in Betrieb und Berufs­schu­le“ (QuABB). Sie unter­stüt­zen Aus­zu­bil­den­de dabei, ihre dua­le Aus­bil­dung erfolg­reich abzu­schlie­ßen. Bei Pro­ble­men im Betrieb, in der Berufs­schu­le oder im pri­va­ten Umfeld kön­nen jun­ge Men­schen sich an die Aus­bil­dungs­be­glei­tung wenden.

Dabei spielt es kei­ne Rol­le, ob es sich um ein gro­ßes Pro­blem wie eine bevor­ste­hen­de Kün­di­gung han­delt oder um ein klei­ne­res, zum Bei­spiel mit For­mu­la­ren und Behör­den“, erläu­tert Uta Dörr. Die Mit­ar­bei­te­rin­nen des QuABB-Pro­jek­tes sind an der Edu­ard-Stie­ler-Schu­le, der Fer­di­nand-Braun-Schu­le, der Kon­rad-Zuse-Schu­le, der Richard-Mül­ler-Schu­le und in der Lehr­bau­hal­le der Kreis­hand­wer­ker­schaft tätig.

Die meis­ten Kon­tak­te ent­ste­hen über die Leh­re­rin­nen und Leh­rer der Schu­len“, sagt Nico­le Gies. „Am Anfang jedes Schul­jah­res stel­len wir uns bei den Schü­le­rin­nen und Schü­lern vor, trotz­dem kom­men nur sehr weni­ge von ihnen von sich aus auf uns zu.“ Die Lehr­kräf­te sind meist die Brü­cke zur Aus­bil­dungs­be­glei­tung: Schü­le­rin­nen und Schü­ler ver­trau­en sich ihnen mit ihren Pro­ble­men an oder die Lehr­kräf­te mer­ken selbst, dass es Pro­ble­me im schu­li­schen, beruf­li­chen oder pri­va­ten Umfeld gibt. „Die Lehr­kräf­te stel­len dann gezielt den Kon­takt zu uns her. Dabei kommt uns zugu­te, dass wir unse­re Büros direkt in den Schu­len haben und mit­ten im Schul­ge­sche­hen sind“, so Gies.

Das Ange­bot der Aus­bil­dungs­be­glei­tung ist frei­wil­lig und ver­trau­lich. Obers­tes Ziel ist immer die Ver­mei­dung eines Aus­bil­dungs-Abbruchs. Für einen Abbruch gibt es vie­le ver­schie­de­ne Grün­de oder Aus­lö­ser, wis­sen die drei Beglei­te­rin­nen. „Ob Woh­nungs­su­che, Sucht­pro­ble­me, Schul­den, Pro­ble­me im Betrieb, psy­chi­sche Pro­ble­me, Prü­fungs­ängs­te oder Schwie­rig­kei­ten in der Schu­le – wir unter­stüt­zen die Aus­zu­bil­den­den bei vie­len The­men“, erläu­tert Dörr. „Wir wol­len den Azu­bi unter­stüt­zen, selbst eine Lösung für sei­ne Pro­ble­me zu fin­den. Bei Pro­ble­men, bei denen wir nicht direkt hel­fen oder unter­stüt­zen kön­nen – zum Bei­spiel Krank­hei­ten oder psy­chi­schen Pro­ble­men –, ver­wei­sen wir die Berufs­schü­le­rin­nen und ‑schü­ler an pas­sen­de Bera­tungs- oder Hil­fe­stel­len“, fügt Dörr hin­zu. Bei recht­li­chen Fra­gen bei­spiels­wei­se pflegt die Aus­bil­dungs­be­glei­tung einen engen Kon­takt zu Berufs­kam­mern, bei berufs­ori­en­tier­ten Anlie­gen arbei­ten die Aus­bil­dungs­be­glei­te­rin­nen mit den Berufs­be­ra­tern der Agen­tur für Arbeit zusam­men. Dabei möch­te das QuABB-Team im bestehen­den Arbeits­ver­hält­nis Lösun­gen suchen und das Ver­hält­nis stär­ken. „Dazu holen wir alle Betei­lig­ten in ein Boot – Azu­bi, Betrieb und Schu­le –, um eine gemein­sa­me gute Lösung zu fin­den.“ Zudem gibt die Aus­bil­dungs­be­glei­tung den Azu­bis Tipps, wie sie mög­li­che Kon­flik­te im Betrieb klä­ren könn­ten: „Wir emp­feh­len den Aus­zu­bil­den­den immer, das Gespräch im Betrieb zu suchen und Pro­ble­me anzu­spre­chen. Soll­te das alles nicht funk­tio­nie­ren, suchen wir gemein­sam nach einem Plan B.“ Das kann bei­spiels­wei­se ein neu­er Betrieb, eine schu­li­sche Aus­bil­dung oder ein Prak­ti­kums­jahr sein.

Einer, der die Hil­fe in Anspruch genom­men hat, ist der 26-jäh­ri­ge Saf­wat Hus­sein, der bei der Rhö­n­Ener­gie eine Aus­bil­dung zum Berufs­kraft­fah­rer im Per­so­nen­ver­kehr macht. Als er sei­ne Aus­bil­dung vor zwei Jah­ren begon­nen hat, hat­te er noch kei­nen Füh­rer­schein. „Obwohl ich wirk­lich einen guten Fahr­leh­rer hat­te, habe ich mir sehr schwer­ge­tan mit mei­nem Füh­rer­schein. Ich habe gro­ße Prü­fungs­angst, die mich total blo­ckiert hat“, erläu­tert Hus­sein. Schon in sei­ner ers­ten Aus­bil­dung zur Fach­kraft für Lager­lo­gis­tik war er schließ­lich bes­ser vor­be­rei­tet, als die End­no­te wider­spie­gelt. Er ist sich sicher, ohne sei­ne Prü­fungs­angst hät­te er mit einer noch bes­se­ren End­no­te rech­nen kön­nen. Als sich im ers­ten Lehr­jahr zum Berufs­kraft­fah­rer die Aus­bil­dungs­be­glei­te­rin in sei­ner Klas­se vor­stell­te, hat er sich kur­ze Zeit spä­ter an Ele­na Zieg­ler gewandt. „Durch mei­ne Prü­fungs­angst habe ich die Füh­rer­schein­prü­fung B immer wei­ter nach hin­ten gescho­ben. Dadurch hat­te ich gro­ße Sor­ge, dass ich mei­ne Aus­bil­dungs­stel­le ver­lie­ren könn­te“, so Saf­wat Hus­sein. Doch Zieg­ler mach­te ihm Mut. „Wir haben uns Stra­te­gien über­legt, wie er die Ängs­te in den Griff bekom­men und sich bes­ser kon­zen­trie­ren kann“, erläu­tert Ele­na Zieg­ler. „Es war schön zu sehen, dass Saf­wat aus sich selbst her­aus weiß, was ihm hilft und bereits im pri­va­ten Bereich eini­ge Stra­te­gien in Stress­si­tua­tio­nen erfolg­reich anwen­det.“ Fokus­sie­ren, laut ein- und aus­at­men – das hat Saf­wat Hus­sein beson­ders gut gehol­fen und hilft ihm auch als Schieds­rich­ter beim Fuß­ball. Statt Ener­gy-Drinks gibt es nun Tee, zwei Tage vor Prü­fun­gen lenkt er sich ab und bekommt durch Sport und Tref­fen mit Freun­den den Kopf frei. „Alles was ich so kurz vor der Prü­fung nicht kann, ler­ne ich in zwei Tagen auch nicht mehr. Die­se Denk­wei­se gibt mir eine rich­ti­ge Sicher­heit“, so der 26-Jäh­ri­ge. Und wie sich her­aus­stell­te, war die Angst, dass er sei­ne Aus­bil­dungs­stel­le ver­lie­ren könn­te, ganz unbe­grün­det. „Mein Aus­bil­der hat total hin­ter mir gestan­den. Dafür bin ich ihm sehr dank­bar. Ich habe mich ihm anver­traut und über mei­ne Prü­fungs­angst gespro­chen. Auch das hat mir sehr geholfen.“

Kur­ze Zeit spä­ter hat er sich für die B‑Prüfung ange­mel­det und mitt­ler­wei­le auch den Bus-Füh­rer­schein bestan­den. Seit Juli beför­dert er die Fahr­gäs­te der Rhö­n­Ener­gie mit dem Lini­en­bus. Im nächs­ten Jahr steht dann sei­ne Abschluss­prü­fung der Aus­bil­dung an. Doch er blickt der Prü­fung opti­mis­tisch ent­ge­gen, da er die Hin­wei­se und Stra­te­gien bereits erfolg­reich anwen­den konn­te. „Ich bin Frau Zieg­ler wirk­lich sehr dank­bar für Ihre Hil­fe. Ohne sie hät­te ich die Prü­fung nie­mals beim ers­ten Ver­such und dann auch noch bes­ser als gedacht bestan­den“, sagt Saf­wat Hussein.

Zah­len Aus­bil­dungs­be­glei­tung Ful­da (07/2015–12/2020)

Fäl­le gesamt               558
geführ­te Gesprä­che   2910
Pro­ble­me in Schu­le    53 %
Pro­ble­me im Betrieb   69 %
pri­va­te Pro­ble­me        30 %
Erfolgs­quo­te 83 %

2021
Bis 30. Novem­ber 2021 wur­den ins­ge­samt 77 Aus­zu­bil­den­de von den Aus­bil­dungs­be­glei­te­rin­nen bera­ten und unterstützt.