Zwei „Typen“ gehen in den Ruhestand

Car­lo Faul­stich und Peter Jen­ne­mann verabschiedet

Bei­de haben mehr als 30 Jah­re an der Fer­di­nand-Braun-Schu­le gear­bei­tet, bei­de unter­rich­ten tech­ni­sche und all­ge­mein­bil­den­de Fächer. Bei­de haben die Alters­gren­ze erreicht und dür­fen ab Febru­ar 2019 ihre Frei­zeit genießen.

So viel zu den Gemein­sam­kei­ten, Unter­schie­de gibt es mehr: Der gelern­te Werk­zeug­ma­cher und stu­dier­te Maschi­nen­bau­in­ge­nieur Car­lo Faul­stich hat die meis­te Zeit in den Unter­richts­räu­men und Labors der Fer­di­nand-Braun-Schu­le gear­bei­tet. Die­se sind im zuerst gebau­ten Gebäu­de A unter­ge­bracht. Peter Jen­ne­mann, stu­dier­ter Diplom­in­ge­nieur Bau­we­sen, hat­te sei­ne Klas­sen­räu­me und Labo­re im spä­ter errich­te­ten Haus B.

Doch das Gemein­sa­me über­wiegt und ist den bei­den wich­ti­ger als die tren­nen­den Gebäu­de­tei­le, denn ihren Abschied woll­ten sie mit allen gemein­sam fei­ern.  Bei einem gemein­sa­men „Kol­le­gen­früh­stück“ in den Mor­gen­pau­sen wur­den sie von Schul­lei­ter OStD Rem­mert in den Ruhe­stand ver­ab­schie­det und erhiel­ten ihre Urkun­den. Die Kol­le­gen und Kol­le­gin­nen und die Lei­ter aus den Abtei­lun­gen Bau und Metall­tech­nik hat­ten aus die­sem Zweck selbst gemach­te Gedich­te vor­ge­tra­gen, lie­be­vol­le Geschen­ke gekauft und rüh­ren­de Reden gehal­ten. Schließ­lich gab es eine Über­ra­schung, als Peter Jen­ne­mann von der Bau­in­nung ein per­sön­li­ches Abschieds­ständ­chen bekam: 110 Aus­zu­bil­den­de des ers­ten und zwei­ten Lehr­jahrs waren in ihrer his­to­ri­schen Arbeits­kluft erschie­nen und into­nier­ten mit kräf­ti­gen Stim­men meh­re­re Abschieds­lie­der. Gerührt bedank­ten sich die bei­den bei ihren Gäs­ten und spä­ter,  bei Kaf­fee, Kuchen und beleg­ten Bröt­chen, erzähl­ten die bei­den Her­ren aus ihrem Leben: 

Car­lo Faul­stichs Moti­va­ti­on, Leh­rer zu wer­den ent­stand am Ende des Maschi­nen­bau-Stu­di­ums. „Ich habe mir nicht vor­stel­len kön­nen, mein Leben lang hin­ter einer Zei­chen­ma­schi­ne zu ‚ver­schwin­den‘, woll­te mehr mit Men­schen zu tun haben und habe mich daher schnell ent­schlos­sen ein päd­ago­gi­sches Auf­bau­stu­di­um zu absol­vie­ren.“ Zwar habe er hin­ter­her ein­ge­se­hen, dass die Befürch­tun­gen, zu ver­schwin­den, nicht ein­ge­tre­ten wären, aber er habe die Ent­schei­dung, Berufs­schul­leh­rer zu wer­den, nie bereut. 

Nach fünf Jah­ren Lehr­tä­tig­keit in Düs­sel­dorf bekam der gebo­re­ne Wüs­ten­sach­se­ner eine Stel­le als Leh­rer an der Fer­di­nand-Braun-Schu­le in Ful­da, das war am 1. Febru­ar 1990, direkt nach dem Mau­er­fall. Und nach dem Mau­er­fall kamen auch die Migran­ten aus den ehe­ma­li­gen Sowjet­staa­ten, vor allem Russ­land­deut­sche, die zwar geschickt und begabt waren, denen es jedoch Mühe mach­te, die Spra­che zu ler­nen. Dass sich die Sze­nen knapp 30 Jah­re spä­ter mit Flücht­lin­gen wie­der­ho­len wür­den, ahn­te er damals noch nicht. Doch auch bei die­ser nächs­ten Inte­gra­ti­ons­wel­le arbei­te­te er inten­siv mit den Neulingen. 

Was wird er ver­mis­sen? Geschätzt hat er den engen ver­trau­ens­vol­len Kon­takt zu sei­nen meist männ­li­chen Schü­lern. Und mit sei­nen Kol­le­gen sind enge Freund­schaf­ten für’s Leben ent­stan­den. Als Nächs­tes hat er Span­nen­des geplant: „Ich wan­de­re ab dem 5. Febru­ar durch die Sahara.“

Peter Jen­ne­mann kam im Herbst 1981 als Refe­ren­dar an die Fer­di­nand-Braun-Schu­le. In Darm­stadt hat­te er Bau­we­sen stu­diert und sei­nen Abschluss als Diplom­in­ge­nieur gemacht. Obwohl sein Vater den glei­chen Beruf hat­te, ent­schloss sich Jen­ne­mann zunächst als Leh­rer zu arbei­ten. War­um? Das habe sich aus dem Stu­di­um erge­ben. Denn nicht nur das Kon­stru­ie­ren und Bau­en inter­es­sier­te ihn, son­dern auch die deut­sche Spra­che, sodass er Ger­ma­nis­tik als Zweit­fach beleg­te. Sei­ne rhe­to­ri­sche Bega­bung soll­te er spä­ter als lang­jäh­ri­ger Ful­da­er Stadt­ver­ord­ne­ter unter Beweis stellen. 

Doch zunächst stu­dier­te er im Auf­bau­stu­di­um Berufs­päd­ago­gik und leg­te die bei­den Staats­exami­na ab. Über­ra­schend lan­de­te er dann doch in der frei­en Wirt­schaft und arbei­te­te zunächst als Bau­in­ge­nieur. Schließ­lich trat der den­noch in den Leh­rer­be­ruf ein und stell­te schon bald fest, dass die Kom­bi­na­ti­on aus prak­ti­scher Erfah­rung und päd­ago­gi­scher Arbeit „schön und span­nend“ sei. Als Berufs­schul­leh­rer müs­se man die Pra­xis ken­nen, das habe sich nicht geändert. 

Doch viel­leicht beein­fluss­te ihn auch die enge Bezie­hung, die er schon als Schü­ler zur Fer­di­nand-Braun-Schu­le hat­te, den Leh­rer­be­ruf zum Haupt­be­ruf zu machen. Denn Jen­ne­mann erleb­te als Schü­ler schon den Umzug der FBS im Jahr 1974 von der Och­sen­wie­se in den dama­li­gen Neu­bau mit. Und gleich im Schul­jahr 1974/75 war er dann Schul­spre­cher der Schule.

Was wird er ver­mis­sen? „Ich war gern an die­ser Schu­le. Die Arbeit war sehr schön, das Kol­le­gi­um ein ein­ge­schwo­re­ner Ver­ein.“ Was hat sich ver­än­dert in die­ser Zeit? Die Schü­le­rin­nen und Schü­ler, so der Neu-Pen­sio­när, sei­en heu­te weit­aus ver­schie­de­ner als frü­her, die beruf­li­chen Bio­gra­fien oft­mals ganz ande­re als die im Eltern­haus vor­ge­leb­ten. „Es gibt kei­ne Mau­rer mehr in der drit­ten Gene­ra­ti­on.“ Was kommt jetzt auf ihn zu? Noch immer ist er Bau­in­ge­nieur und wird als sol­cher auch noch ein wenig arbei­ten, auch der Poli­tik bleibt er treu. Und selbst­ver­ständ­lich nimmt er sich Zeit zu rei­sen und zu wan­dern nach sei­nem Lebens­mot­to: Mutig voraus! 

Bei­den Kol­le­gen sei­en viel Freu­de und schö­ne Erleb­nis­se von Her­zen gewünscht.