Studenten im Bereich Farbe machen sich Gedanken über die Zukunft
Fuldaer Zeitung 01.10.16: Wie sieht die Zukunft des Maler- und Lackiererhandwerks aus, wenn die Nachwuchskräfte Verantwortung übernehmen? Diese Frage stellten sich 64 angehende Farbtechniker und ihre Lehrer aus verschiedenen Fachschulen Deutschlands zum ersten nationalen Fachschulkongress an der Ferdinand-Braun-Schule Fulda.

»Wissen hilft« lautet eine Devise der Sto-Stiftung. Sie ist auch auf den Poloshirts der Teilnehmer an den Fachschultagen zu lesen.
Es war eine Konstellation, die es so noch nie gegeben hat. 64 Studierende und 16 Lehrer aus sechs verschiedenen Fachschulen Deutschlands sinnierten in den vergangenen drei Tagen über das Zukunftsbild ihrer Branche. Warum? Das deutsche Maler- und Lackiererhandwerk hat für Nachwuchskräfte deutlich an Attraktivität verloren. Wurden 2005 noch 10O00 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, waren es 2014 nur noch 6885.
Neben Diskussionen und Workshops gehörten zum Programm auch Impulsvorträge zur Zukunft der Arbeitswelt und speziell des Handwerks. Den Anfang machte Prof. Dr. Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability. »Ich bin immer in Masse aufgetaucht«, eröffnete sie den Studierenden. »Das ist bei Ihnen anders. Sie sind das knappe Gut.« Trotz Fachkräftemangel habe das Handwerk aber weiterhin goldenen Boden, betonte Rump. Sie sprach sich zudem als Fan der Dualen Ausbildung aus. »Diese Form der Ausbildung hebt das Thema Fachkräfte auf eine ganz andere Ebene» – die in Zeiten der Industrie 4.0 (der Vernetzung) und Beschleunigung bei gleicher Komplexität unumgänglich ist. Doch nicht nur die eigene Arbeitsfähigkeit sei von grundlegender Wichtigkeit. Mit der gesellschaftlichen Entwicklung ergeben sich »Megatrends« wie die Individualisierung und die Work-Life-Balance, also die Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Privatleben. Diese stellen ebenfalls hohe Anforderungen an die Arbeitgeber von heute.
Im Anschluss an die Vorträge durften die Studierenden jeweils ihre Fragen loswerden. Speziell den Malern und Lackierern rät Rump, den Trend der Individualisierung aufzugreifen und den Markt zu segmentieren: nach Kunden, die entsprechende Preise zahlen oder eben nicht. Außerdem hätte die Verlängerung der Arbeitszeit Potenzial. Denn wer erst abends um acht nach Hause kommt, zahlt den Handwerker gerne, der dann noch kommt, um den kaputten Wasserhahn zu reparieren.
Text: Josephin Chilinski
Teilnehmende Fachschulen
Berlin: Wilhelm-Ostwald-Schule
Hamburg: Gsechs Fachschule Farbtechnik
Hildesheim: Walter-Gropius Schule
Lahr: Badische Malerfachschule
München: Städtische Fachschule Farbe- und Lacktechnik
Fulda: Ferdinand-Braun-Schule